„Die Story“ – Von Wunderwaffen und Banalitäten im Bewerbungsprozess

 

Dass Bewerben schon ein eigenes Handwerk ist, zeigt die Vielzahl der Publikationen, Berater, Coaches, Foren und Portale, die sich damit beschäftigen, nur allzu deutlich. Sicher ist auch: Die Welt (nicht nur die der beruflichen Veränderung) ist kompliziert, ihre Komplexität will erschlossen und beherrscht werden. Es gibt selten einfache Lösungen – und wenn, dann sind sie erst mal verdächtig!

Stimmt auch, grundsätzlich … Unsere tägliche Praxis bestätigt, dass jedes Rekrutierungsprojekt einen ganz individuellen Verlauf nimmt, die Projekte selten miteinander vergleichbar sind und jede einzelne Situation darin immer von vielen Variablen abhängt. Eine gute Analyse ist meist leicht möglich, Prognosen immer schwierig.

Allerdings ist da ein Aspekt, der immer wieder fasziniert und verblüfft; weil er klärt, voranbringt, entscheidet und im wahrsten Sinn des Wortes „erfolg-reich“ macht: Wenn jemand (sei es Hiring-Manager, Personaler oder Kandidat) seine “Story“ kennt und wirksam präsentiert.

„Story“? Ja, nennen wir es so, der Begriff ist so schön pragmatisch. Wir verstehen darunter die Antwort auf die wichtigsten, einfachsten, aber wesentlichen Fragen; „Wo komme ich her, wo will ich hin? Was kann ich wirklich gut? Was mache ich gerne? Was füllt mich aus, was macht mich glücklich? Wie erreiche ich meine Ziele? Wofür stehe ich? Welche Themen treiben mich?, Was sind meine Werte?“

So einfach und doch so schwer! Interessanterweise erleben wir bei Bewerbertrainings an Schulen, dass Jugendliche überhaupt keine Schwierigkeiten haben, diese Fragen spontan und zutreffend zu beantworten – Berufserfahrene schon, oftmals wird es umso schwieriger, je größer die Berufs- und Lebenserfahrung ist. Äußerst interessant endet oft der Versuch, seinen Berufsweg, seine Ausrichtung, Ambitionen und besonderen Talente in 30 Sekunden zu präsentieren – der berühmt-berüchtigte „Elevator-Pitch“; es scheint kaum möglich, diese Zeit einzuhalten, weil es so viel zu berichten gibt.

Dabei ist genau diese Fähigkeit, Wesentliches auf den Punkt zu bringen, entscheidend für den Erfolg aller Beteiligten im Rekrutierungsprozess: Kann das Unternehmen klar und deutlich sagen, was an der ausgeschriebenen Stelle zu leisten ist, oder verbirgt man sich hinter den Worthülsen der Stellenausschreibung? Ist der Kandidat in der Lage zu sagen, woraus er im Wesentlichen seinen Erfolg schöpft? Kann er klar sagen, welche Faktoren ihn zur Höchstleistung anspornen? Oder verbirgt auch der Kandidat sich nur hinter den Phrasen, die er denkt, dreschen zu müssen?

Die Story, prägnant, klar, auf den Punkt, ist Ihre wirkliche Wunderwaffe. Mit ihr erstellen Sie wirkungsvolle Bewerbungsunterlagen, zeigen Sie schon im Anschreiben in nur einem kurzen Absatz, warum Ihr angefügter Lebenslauf so gut passt. Mit ihr parieren Sie jede kritische Frage im Vorstellungsgespräch, indem Sie sich auf Ihre Stärken und Kernkompetenzen beziehen. Zusätzliche Details kann man immer einbringen, oftmals nicht nötig, wenn die Kernbotschaft „sitzt“. Mit Ihrer „Story“ werben Sie selbst beim kurzen Plausch in der Kaffeeküche für Ihr Projekt. Sie hilft Ihnen nicht nur bei der Bewerbung, sondern auch beim Erreichen Ihrer Ziele im Unternehmen. Ihre Story ist Ihr festes Standbein in jedem Spiel; Bewerbung, Verhandlung, Präsentation, Diskussion… sie ist die sicherste Verteidigungsposition und Ihr wichtigstes Gestaltungswerkzeug … sie erklärt, verkauft, überzeugt, führt … !

Das alles gilt auch auch im Umkehrschluss für die Personaler und Manager in der Darstellung ihrer eigenen Ambitionen und der ihres Unternehmens beim Gewinnen der besten Kandidaten.

Kommen wir zum wichtigsten Punkt der Story: Sie überzeugt nur, wenn sie authentisch und konsistent ist. Hier ist die große Herausforderung: je mehr wir erlebt und erfahren haben, desto größer ist unser Fundus an Kompetenzen, Neigungen und Fertigkeiten. Das Reduzieren auf das Wesentliche und das Sortieren fallen dann schwer, und die einfachsten Fragen können nicht mehr klar und eindeutig beantwortet werden. Allzu menschlich, aber beherrschbar! „Erkenne Dich selbst“, lautet die Aufgabe – so einfach und doch so schwer!

Machen Sie den Selbstversuch: finden Sie für sich heraus, was Sie gut können, gerne tun, wofür Sie stehen und was Sie antreibt. Präsentieren Sie das einem Menschen Ihres Vertrauens in 30 Sekunden.

Banalität oder Wunderwaffe? Sagen Sie uns das – oder erzählen Sie uns Ihre Story – herzlich willkommen!

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