Von Spürnasen und Presslufthämmern in der Kandidatensuche – und wie sie erkannt werden
Nadine Saewert

 

Mit Presslufthämmern und Spürnasen verhält es sich ungefähr so wie mit Vegetariern zu Bratwurst oder Flugsimulatoren zu Fallschirmspringen … Sie lassen sich in Verbindung bringen, aber dazwischen stehen Welten.

Eine Spürnase ist sehr gut vorbereitet und riecht die Thematik regelrecht. Während eine sie zielgerichtet nach dem Motto „Qualität statt Quantität“ an geeignete Kandidaten herantritt, poltert und rattert der Presslufthammer in einem Meer an Datenbanken, Tools und Skills herum, bevor er wild und verzweiflungsähnlich anfängt, Menschen anzuschreiben, die möglicherweise geeignet sein könnten.

Wichtiger Hinweis Nr. 1: Sollten Sie eine Nachricht erhalten wie „Wir haben ein attraktives Jobangebot bei einem Weltmarktführer“, dann handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Personalberater der Kategorie Presslufthammer, der gähnend weltmännisch und angestaubt die Nadel im Heuhaufen sucht. Sollten Sie dagegen eine Nachricht erhalten, in der klipp und klar steht, um welche Vakanz es sich handelt und in welcher Branche, und sie dann noch das Gefühl haben, dass derjenige, der Sie kontaktiert, vermitteln kann, warum er gerade Sie anspricht, dann sind Sie höchstwahrscheinlich der Kategorie Spürnase begegnet. Sicherlich arbeitet auch die Spürnase mit Werkzeugen, aber sie zeichnet sich durch die individuelle Kandidatenansprache aus.

Haben Sie sich entschieden, auf eine Ansprache zu reagieren und in einem ersten Interview dem Personalberater Ihre geschätzte Zeit zu schenken, dann wird es mit der Unterscheidung in die Kategorien Spürnase und Presslufthammer schon kniffeliger.

Wichtiger Hinweis Nr. 2: Der Presslufthammer tarnt sich gut hinter einem perfekt zugeschnittenen Fragenkatalog und einem Gesprächsleitfaden nach eigenem Geschmack. Sollten Sie also das Gefühl haben, das Gespräch lässt wenig Freiraum für Kommunikation – wundern Sie sich nicht, denn aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um einen Presslufthammer. Eine Spürnase liest zwischen den Zeilen, legt viel Wert auf den Input des Kandidaten. Sie nimmt wertschätzend zur Kenntnis oder erkennt relativ schnell, wenn es sich hierbei nicht um eine ideale Passung handelt. Sollten Sie also einmal ein ehrliches „NEIN“ erhalten, dann sollten Sie auch künftig mit der Spürnase in Kontakt bleiben, denn diese Person weiß wenigstens, was sie tut und bringt Sie vermutlich in die richtige Richtung.

Es wird immer heißer, denn wenn das erste Interview vorbei ist, und Sie einem Personalberater Ihren Lebenslauf zukommen lassen, dann läuft der Presslufthammer zur Hochform auf.

Wichtiger Hinweis Nr. 3: Aussagen wie „Sie passen perfekt“ „ich kann Ihnen zusagen“ oder Versprechungen aller Art sind ein wichtiger Hinweis auf einen Presslufthammer mit defektem Kompressor. Sprich: Diesem Personalberater sitzt der Mandant (vielleicht sogar sein Banker) im Nacken und er befindet sich in der Pflicht, ganz schnell Ergebnisse zu liefern, also Kandidaten zu präsentieren.

Auch eine Spürnase muss zügig Ergebnisse bringen – allerdings legt diese Wert auf die richtigen Kandidaten mit einem tatsächlich passenden Profil. Wohingegen der Presslufthammer gerne seine Schlagkraft nutzt, um Unpassendes passend zu machen.

Auch Spürnasen (ich zähle mich zu diesen) können manchmal in leichten „Presslufthammer-Modus“ fallen. Allerdings werden diese von meinen Spürnasen-Kollegen nach dem Viel-Nasen-Prinzip unverzüglich erkannt und beseitigt – nur so können wir dann professionelle und ehrliche Ergebnisse liefern.

Herzliche Grüße von Ihrer Spürnase

Nadine Saewert

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